Jeder Stadt ihre Geschichte. Unser Murau.
Ein Steinkeil aus der Jungsteinzeit (Neolithikum) ist das älteste Fundstück das auf eine Besiedelung des Bezirkes Murau hinweist.
Belebter wurde die Region, durch die Völkerbewegung von Norden her und die erstmalige Verwendung des Werkstoffes Kupfer mit dem Ausklang des 3. Jahrtausends v. Chr. Florierende Handelsbeziehungen bewirkten die Entstehung einer Handelsstraße von Italien zur Donau, die für die Entwicklung Muraus in den folgenden Jahrhunderten von wesentlicher Bedeutung war. Ab 16 v. Chr. führte diese wirtschaftlich und strategisch wichtige Verbindung zu einer ca. 200jährigen römischen Herrschaft, an welche zahlreiche behauene Römersteine erinnern, die zum Teil noch heute eingemauert, in diversen Gebäuden zu finden sind.
Die relativ friedliche Zeit unter römischer Herrschaft endete mit der Völkerwanderung, die ab dem 4. Jahrhundert Einfluss auf unser Gebiet nahm und Zerstörung und Verarmung mit sich brachte. Nach dem Ende der Völkerwanderung besiedelten Slawen die Region Murau, die bald danach unter bairischen Einfluss kam.
Ab dem frühen Mittelalter kam es zur ersten Besiedelung von St. Egidi bei Murau. Der Markt, der dem heutigen Murau entspricht, wurde von Ulrich von Liechtenstein um 1270 gegründet. 1298 verlieh Otto II. von Liechtenstein Murau die gleichen Rechte wie der Stadt Judenburg.
Während der über 300jährigen Herrschaft Liechtensteins wurde die Stadt erweitert, es kam zur Besetzung durch die Ungarn, die Türken drangen ins obere Murtal vor, es kam zum Bauernaufstand.
Der letzte Liechtensteiner von Murau heiratete 1565 Anna Neumann von Wasserleonburg, die den hoch verschuldeten Liechtensteinern die Herrschaft Murau abkaufte und somit "Herrin von Murau" wurde.
Ihre Verdienste um die Stadt waren unter anderem die Neugründung eines Bürgerspitals, sie regelte Holz- und Weideservitute für die Bürger und sie bot den Bürgern eine verzinste Geldanlegemöglichkeit an. Eine solche Einrichtung war zuvor in der Steiermark noch nicht bekannt. 1617 heiratete sie ihren sechsten und letzten Gemahl, Georg Ludwig Reichsgraf zu Schwarzenberg und übertrug ihm die Herrschaft. 1623, im 88. Lebensjahr, starb Anna Neumann.
Georg Ludwig zu Schwarzenberg, der letzte Ehemann von Anna Neumann, stiftete 1643 das Kapuzinerkloster.
Während der Schwarzenbergschen Dynastie kam es u. a. zu einem weiteren Bauernaufstand, einer Pestepidemie, der Besetzung durch die Franzosen und 1848 zur Auflösung der Grundherrschaft. Wichtige Ereignisse für die Stadt Murau zu Ende des 19. Jahrhunderts waren die Errichtung der Bezirkshauptmannschaft, die Gründung der Sparkasse, die Eröffnung von Murtalbahn, Feuerwehr und die Gründung der Brauereigenossenschaft.
Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts war auch Murau von den Auswirkungen der beiden Weltkriege geprägt. Im ersten Weltkrieg gab es keine unmittelbaren Kampfhandlungen in Murau.
Das Schloß Murau war vom Militär besetzt und ein Ausbildungslager in dem 1915 fast 3000 Mann stationiert waren, befand sich in der Stadt. 1915 bis 1917 bauten russische Gefangene die Straße auf die Stolzalpe errichteten. Mit großem Engagement von Manfred Graf Clary, LH Edmund Graf Attems, Peter Rosegger, BH Freiherr von Esebeck, Bernhard Fest, Josef Ackerl und anderen Honoratoren wurden 1920, unter schwierigen finanziellen Bedingungen, das Kinderheim und weitere Gebäude errichtet. Seit 1929 gibt es das „Spital an der Sonne“ das seither vielfach umgebaut und modernisiert wurde.
Die Zwischenkriegszeit kennzeichne die Polarisierung zwischen vaterländischer Front, Schutzbund und Heimwehr, die 1934 im dem Putschversuch der Nationalsozialisten gipfelte, der auch im Bezirk Todesopfer forderte.
Nach der Volksabstimmung am 10. April 1938 erfolgte der „Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich“. Murau blieb auch im zweiten Weltkrieg von Kampfhandlungen verschont. Dennoch gab es Opfer des Nationalsozialismus: die jüdische Bevölkerung, Sinti und Roma, Menschen mit Handicaps, zivile Zwangsarbeiter die in Murau eingesetzt wurden und politische Gefangene. Nach dem Sieg der Alliierten folgte die Besatzung durch die Briten.